Long COVID: Eine komplexe Herausforderung für Körper und Geist, Teil 1

Long COVID ist eine vielschichtige chronische Erkrankung, die tiefgreifende Auswirkungen auf das Nervensystem, das Immunsystem und den Zellstoffwechsel hat. Betroffene erleben oft nicht nur körperliche Beschwerden, sondern auch das Gefühl, mit ihrem Leiden allein gelassen zu werden. Häufig fehlt es im medizinischen Bereich an fundiertem Wissen über die Zusammenhänge dieser Systeme, wodurch die Diagnosestellung und Behandlung erschwert werden. Parallelen zum Chronischen Erschöpfungssyndrom (CFS/ME) und anderen postviralen Syndromen sind offensichtlich.

Doch die Forschung zeigt, dass es spezifische Therapieansätze gibt, die gezielt an den Ursachen von Long COVID ansetzen. In der Praxis in Dortmund wenden wir bewährte Methoden an, um Betroffenen auf ihrem Weg zur Genesung zu helfen.

Übersicht

  • neuer Blick auf Long COVID

  • Long COIVD und ME/CFS

  • Regenerationsmedizin als Lösung?

  • biologische Grundlage von LC

Ein neuer Blick auf Long COVID

Anstatt Long COVID als eine unüberwindbare Folge der Infektion zu betrachten, ist es hilfreicher, die Erkrankung als ein Syndrom zu verstehen, das durch das Virus ausgelöst wird. Das bedeutet, dass selbst ein milder Verlauf von COVID-19 bei bestimmten Menschen zu langanhaltenden Beschwerden führen kann.

Glücklicherweise stehen uns jahrzehntelange wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Forschung zu ME/CFS zur Verfügung, die wertvolle Hinweise auf die Mechanismen hinter Long COVID liefern. Insgesamt lassen sich einige Gemeinsamkeiten zwischen beiden Erkrankungen identifizieren.

Long COVID und ME/CFS: Eine systemische Erkrankung mit vielschichtigen Auswirkungen

Long COVID zeigt, ähnlich wie das Chronische Erschöpfungssyndrom (ME/CFS), eine hohe Variabilität in der Ausprägung der Symptome. Während schwer betroffene Patienten in einem Zustand extremer Erschöpfung und Bewegungsunfähigkeit gefangen sind, erleben andere eine schwankende Symptomatik, die sich nach geistiger oder körperlicher Belastung drastisch verschlechtern kann. Diese Instabilität macht die Erkrankung schwer greifbar und erschwert die Planung des Alltags für die Betroffenen.

Die Herausforderung der Genesung

Ein weiterer Parallele zu ME/CFS besteht darin, dass eine vollständige Heilung ohne bahnbrechende medizinische Fortschritte für viele Patienten unwahrscheinlich bleibt. Das bedeutet jedoch nicht, dass eine Behandlung unmöglich ist – im Gegenteil. Der Schlüssel liegt in einem umfassenden, systemischen Ansatz. Doch dieser erfordert entweder eine erhebliche Investition wissenschaftlicher Ressourcen auf gesellschaftlicher Ebene oder den Mut und die Offenheit der einzelnen Patienten, sich auf unkonventionelle Heilungswege einzulassen. Da Long COVID ein relativ neues Phänomen ist, gibt es keine festen Behandlungspfade. Wer bereit ist, über den Tellerrand hinauszuschauen, hat jedoch die Möglichkeit, von innovativen Therapieansätzen zu profitieren.

Long COVID ist keine psychosomatische Erkrankung

Ein weit verbreiteter Irrglaube ist, dass Long COVID – ebenso wie ME/CFS – eine Erkrankung sei, die ihren Ursprung in der Psyche hat. Tatsächlich gibt es jedoch eine Fülle wissenschaftlicher Belege für tiefgreifende biologische Veränderungen, die das Nervensystem, das Immunsystem und den Energiestoffwechsel betreffen. Psychische Belastungen sind eher eine Folge der körperlichen Dysfunktionen als deren Ursache. Dieser Punkt ist entscheidend, um den Betroffenen die angemessene medizinische und gesellschaftliche Unterstützung zukommen zu lassen.

Ein systemisches Problem erfordert einen systemischen Ansatz

Um Long COVID effektiv zu behandeln, braucht es kohärente und wissenschaftlich fundierte Erklärungsmodelle. Trotz intensiver Forschung ist es bislang nicht gelungen, eine einheitliche Pathogenese zu identifizieren, die alle Symptome der Erkrankung erklärt. In der Praxis zeigt sich, dass langanhaltende Beschwerden nicht nur in der Allgemeinbevölkerung häufig sind, sondern auch innerhalb definierter Patientengruppen keine klare Korrelation zwischen objektiven biologischen Befunden und der subjektiven Symptombelastung besteht.

Deshalb bedarf es eines neuen klinischen Modells, das die vielschichtigen Zusammenhänge zwischen den Auslösern der Erkrankung, den individuellen Dispositionen und den entstehenden Symptomen verständlich macht. Long COVID sollte als systemische Erkrankung betrachtet werden, die von einer komplexen Wechselwirkung biologischer, psychologischer und sozialer Faktoren geprägt ist.

Regenerationsmedizin als Lösung

Ein vielversprechender Therapieansatz ist das Modell der Regenerationsmedizin, das die Verflechtung von Nervensystem, Immunsystem und Stoffwechsel systematisch erfasst. Dieses Modell wird in der Fachrichtung der “Psycho-Neuro-Immunologie” gelehrt.

Dieses Konzept ermöglicht nicht nur eine gezielte Diagnostik, sondern liefert auch konkrete, wissenschaftlich fundierte Schritte zur Wiederherstellung der körpereigenen Regulation. Da Long COVID tief in die biologischen Abläufe des Körpers eingreift, müssen wir an diesen zentralen Stellschrauben ansetzen, um den Heilungsprozess nachhaltig zu unterstützen.

Die biologische Grundlage von Long COVID

Long COVID beeinflusst das Nervensystem, das Immunsystem und den Energiestoffwechsel auf komplexe Weise.

  • Nervensystem: Eine Dysautonomie mit reduziertem Vagotonus führt zu Erschöpfung, Kreislaufproblemen und gestörter Immunregulation. Neueste Studien (Woo et al., 2023) weisen auf eine mögliche Infektion des Hirnstamms und der Vaguskerne hin.

  • Immunsystem: Viele Betroffene zeigen eine Th2-Dominanz und chronische Entzündungen mit aktivierten M2-Makrophagen, die TNF-α ausschütten. Entzündungsauflösende Stoffe wie Curcumin, Omega-3-Fettsäuren und niedrig dosiertes Naltrexon (LDN) können regulierend wirken.

  • Energiestoffwechsel: Mitochondriale Dysfunktionen führen zu verminderter ATP-Produktion und oxidativem Stress. Ein Rückzug aus körperlicher Aktivität verstärkt das Problem, weshalb eine gezielte Nährstoffdiagnostik essenziell ist.

Ein systemischer Therapieansatz, der diese drei Ebenen integriert, ist entscheidend für die Behandlung von Long COVID.

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Long COVID: Eine komplexe Herausforderung für Körper und Geist, Teil 2 (Kopie)

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